Programm

Programm-Übersicht

Donnerstag, 23.11.2023

15:00 – 15:30 Uhr | Begrüßung – mit Petra Köpping
15:30 – 17:00 Uhr | Panel 1: Role Models und der Zugang ins Schulsystem für zugewanderte Lehrkräfte: Was tut sich?

Freitag, 24.11.2023

10:00 – 10:30 Uhr | Tageseinstieg
10:30 – 12:00 Uhr | Panel 2: Antirassismusbildung und Diversitätssensibilisierung in der Lehrer*innenbildung: Wie sieht die Realität aus?
12:00 – 13:30 Uhr | Mittagspause
13:30 – 15:00 Uhr | Panel 3: Begegnungsforum mit Initiativen für die postmigrantische Gesellschaft an Schulen in Ostdeutschland: Wir sind viele!
16:00 – 18:00 Uhr | Workshopphase: zu Themen wie Diversität an der Universität, Rassismussensibilisierung und Initiativenworkshop
20:00 Uhr | Klavierkonzert – mit Patrick V. Mabiala

Donnerstag, 23.11.2023

15:30 – 17:00 Uhr
Panel 1: Role Models und der Zugang ins Schulsystem für zugewanderte Lehrkräfte: Was tut sich?

Keynote: Nurten Karakaş (Universität Hildesheim, Migration Lab Germany) | Moderation: Rudaba Badakhshi
außerdem mit Brhan Al Zoabi (GEW), Christin Melcher (MdL für die Grünen, bildungspolitische Sprecherin), Thomas Hockert (LaSuB Bautzen)

Bereits 2007 enthielt der Nationale Integrationsplan eine Selbstverpflichtung der Bundesländer, mehr Menschen mit Zuwanderungsgeschichte für den Lehrberuf zu gewinnen. Doch bis heute ist der Anteil dieser Personengruppe äußerst gering: Nur etwa 11,1% der Lehrer*innen haben eine Migrationsbiographie – der branchenübergreifend zweitniedrigste Wert nach Polizei und Justiz. Dabei legt die Forschung nahe, dass diese Lehrkräfte eine besondere Rolle für die Schüler*innen mit Migrationsbiografie einnehmen können, beispielsweise als Identifikationsfigur sowie bei einer effektiven Elternkooperation.

Gleichzeitig kämpfen nahezu alle Schulformen in allen Bundesländern mit einem sich verschärfenden Lehrkräftemangel: Nach Angaben der Kultusministerien der Länder fehlen derzeit 12.000 Lehrkräfte, bis 2030 wird ein Mangel von bis zu 81.000 Lehrkräften erwartet. Dem entgegen steht, dass in den vergangenen Jahren nur ca. 20% der Anträge auf Anerkennung nicht-deutscher Lehramtsabschlüsse bewilligt wurden.

Wie macht sich das in der Realität an den Schulen in den neuen Bundesländern bemerkbar? Was muss getan werden, um diesen Notstand an unseren Bildungseinrichtungen zu beheben? Und vor welchen besonderen Herausforderungen stehen Lehrkräfte mit Migrationsbiografie? Dazu wollen wir mit Politiker*innen, Wissenschaftler*innen, Vertreter*innen der Bildungsgewerkschaft GEW und aus der Schüler*innen/Studierendenschaft gemeinsam mit euch und Ihnen diskutieren.

Freitag, 24.11.2023

Gesamtmoderation Freitag: Dean Ruddock

10:30 – 12:00 Uhr
Panel 2: Antirassismusbildung und Diversitätssensibilisierung in der Lehrer*innenbildung: Wie sieht die Realität aus?

Keynote: Prof. Dr. Karim Fereidooni (Ruhr Universität Bochum) | Moderation: Helena Wölfl
außerdem mit Anna Nikolenko (PoKuBi), Sharleen Pevec (Universität Potsdam) und Nada Al-Addous (ZEOK e. V.)

Immer wieder werden erschreckende Vorfälle an Schulen bekannt. In verschiedenen Medien wurde zuletzt eine steigende Anzahl rassistischer Vorfälle an Schulen in Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gemeldet. Lehrer*innen, die sich gegen rechte Hetze wehren, mussten teilweise wegziehen. Das, was es in die Medien schafft, ist nur die Spitze des Eisbergs, ein kleiner Teil der täglichen Diskriminierung, der nicht-weiße Schüler*innen und Lehrkräfte ausgesetzt sind. Zahlreiche Forschungen weisen zudem darauf hin, dass Schüler*innen mit Migrationsbiografie oftmals bei gleichen Leistungen nicht wie andere Schüler*innen eine Gymnasialempfehlung erhalten. Bildungsgerechtigkeit sieht anders aus.

In einer 2021 veröffentlichten Studie sind es die Lehrkräfte selbst, die eine fehlende Auseinandersetzung mit diesen Themen in der Bildung kritisieren und von einer „Diskrepanz zwischen den Anforderungen der Lehrpläne an die Lehrkräfte und der Ausbildung der Lehrkräfte” sprechen. So hänge es vom Engagement Einzelner ab, wie sehr Antirassismus und Diversität im Schulalltag gelebt würden.

Doch was braucht es für wirkliche Bildungsgerechtigkeit? Wie werden aktuell angehende Lehrkräfte im Studium auf die Realität – unsere postmigrantische Gesellschaft – vorbereitet? Wie wird Rassismus in Lehrplänen thematisiert, hat man den Lehrkräften die richtigen Werkzeuge zu Diskriminierungssensibilisierung an die Hand gegeben? Gibt es hier genügend Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte, die bereits vor der Klasse stehen?

Diese provokanten Fragen wollen wir mit Wissenschaftler*innen, Lehrkräften, Lehramtsstudierenden, Menschen aus der Lehrer*innenbildung und euch /Ihnen diskutieren.


13:30 – 15:00 Uhr
Panel 3: Begegnungsforum Initiativen für die postmigrantische Gesellschaft an Schulen in Ostdeutschland: Wir sind viele!

Moderation: Eleonore Guèye

mit diesen Organisationen:

Das Narrativ des braunen Ostens ist medial weit verbreitet und überschattet die Arbeit vieler antirassistischer Initiativen, insbesondere auch die migrantischer Selbstorganisationen (MSOs). Genau diesen wollen wir ein Forum bieten, um ihre Projekte und Arbeit an Schulen, weiterführenden Schulen, Berufsschulen und Unis vorzustellen. Dazu wollen wir mehrere Organisationen einladen, wobei insbesondere Initiativen aus dem ländlichen Raum einbezogen werden sollen. Nach den Kurzvorstellungen gibt es die Möglichkeit, Fragen an die Organisationen zu stellen. Ziel ist es, den Initiativen eine Plattform für mehr Sichtbarkeit zu bieten und eine Vernetzung zwischen unterschiedlichen Akteur:innen und einer medialen Öffentlichkeit herzustellen.


16:00 – 18:00 Uhr
Workshopphase

Workshop 1
Bildungseinrichtungen als transkultureller und rassismussensibler Ort: wie gelingt identätsstiftende, diversitätssensible und diskriminierungsbewusste Bildung?

Durch den Workshop führen Lara Fattoumi und Katrin Pausch (ZEOK e.V./Partner im Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit).

Bildungseinrichtungen sind Orte, an denen Lernende und Lehrende miteinander interagieren, die ihre individuellen Erfahrungen und vielfältige Sozialisation mitbringen. Manche sind hier geboren, manche sind hierher gekommen, zugezogen, manchmal deren Eltern oder Großeltern. Mannigfaltige Kombinationen sind denkbar und dennoch verschwinden einzigartige Individuen oft in Schubladen wie „Migrationshintergrund“, „Deutsche*r“, „Flüchtling“.

Doch erst, wenn man einen offenen Blick auf möglichst viele Identitätsaspekte von Schüler*innen und Familienkulturen wirft, sich in eine Auseinandersetzung mit der eigenen (Nicht-)Erfahrung von Migration begibt und über Rassismus reflektiert, schafft man die Basis für eine transkulturelle Lernerfahrung: Menschen begegnen sich, die alle unterschiedlichen Gruppen angehören und dennoch über Gemeinsamkeiten und Verbindungen verfügen. Kulturen sind Orientierungs- und Wertesysteme, die Menschen prägen, aber nicht festlegen und in Schubladen stecken. Biografien sind Landkarten, die es zu entdecken und miteinander in Verbindung zu bringen gilt. Der Blick auf die Wege, die Menschen gehen, sind interessant und vielfältig – all das ermöglicht das Verständnis von Transkultur bzw. transkultureller Begegnung.

Der Workshop ist Austausch- und Resonanzraum für Biografien und stellt praxisorientierte Möglichkeiten der Schaffung von selbstbildorientierten, transkulturellen als auch rassismussensiblen Lernerfahrungen für ALLE vor.


WORKSHOP 2
Come Together – Ein Projekt der Banda Comunale

In diesem Workshop stellen Sagit Zur und Richard Ebert ihre Arbeit vor, berichten von ihren Erfahrungen und erproben mit den Teilnehmenden konkrete Methoden und Spiele.

Seit nunmehr fast sieben Jahren vermitteln Musiker*innen aus und aus dem Umfeld der Banda Comunale ihre Musik nicht nur auf unterschiedlichsten Bühnen, sondern auch in Kitas, Grund- und Mittelschulen sowie Gymnasien in ganz Sachsen:
https://www.bandacomunale.de/schule/info/

Die Musiker*innen haben Wurzeln in fast zehn verschiedenen Ländern und unterschiedliche Hintergründe mit und ohne Migrations- oder Fluchterfahrung. Sie arbeiten in gemischten Teams in den Schulen oder Kitas und kommen über niedrigschwelliges gemeinsames Musizieren sowie musikalische und performative Spiele mit den Kindern ins Gespräch über Themen wie Identität, Diversität, Migration, Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Für nachhaltige Erfahrungen und Auseinandersetzung in diesem Themengebiet erweist sich die Musik als sehr geeignetes Mittel, da sie bereits viele transkulturelle Aspekte beinhaltet und die Kinder durch kreative Betätigung und Partizipation empowert.


WORKSHOP 3
Bildung für nachhaltige Entwicklung und postmigrantische Gesellschaft – Eine Beziehungsklärung

Auftakt zur digitalen Austauschreihe | Mit: Dr. Kefa Hamidi (Forschungszentrum Entwicklungskommunikation der Uni Leipzig/mikopa), Anayanci Chacón (Entwicklungspolitisches Netzwerk Sachsen e.V.), Christoph Sanders (Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V.)

Die Veranstaltung findet hybrid statt: Analog auf der Mikopa-Konferenz und darüber hinaus zugänglich für digitale Besucher*innen.

BNE möchte einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen weltweit innerhalb der planetaren Grenzen ein gutes Leben leben können. BNE beschäftigt sich also mit einer großen Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft in Beziehung zur Natur. Folglich gibt es viele mögliche Schnittstellen zu den Debatten und Aushandlungsprozessen rund um eine postmigrantische Gesellschaft. Allerdings gibt es bislang wenig Beziehungsklärung. Unsere digitale Austauschreihe möchte das ändern.

In dieser Auftaktveranstaltung möchten wir Buzzwords, also Schlagwörter, identifizieren und andiskutieren, die die folgenden Veranstaltungen unserer Reihe in den nächsten sechs Monaten strukturieren. Dafür treffen wir uns als ehemalige sächsische Kooperationspartner*innen unseres Projekts „Gemeinsam, Gerecht, Global – Sorgen, Lernen und Handeln in postmigrantischen Allianzen“ (2020-2022) zu einem kritisch wohlwollenden Dialog. Auf der Grundlage unserer gemeinsamen Erfahrungen diskutieren wir:

Inwiefern weisen BNE und postmigrantische Aushandlungsprozesse Schnittstellen auf? Inwiefern können sich beide Praxis- und Debattenfelder im Bildungsbereich und generell befruchten? Was könnten die Grenzen und mögliche Konflikte bei der Verzahnung sein? Und last but not least: Was ist herausfordernd und hilfreich für die Kooperation von (Bildungs-)Akteur*innen mit einem solchen Anliegen?

Für eine digitale Teilnahme, bitte hier anmelden: https://eveeno.com/596968814
Zugangsdaten verschicken wir nach der Anmeldung.

Diese Maßnahme wird finanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.


WORKSHOP 4
Rassismuserfahrungen und Empowerment in der Schule

Mit Anna Nikolenko – LAG pokuBi Sachsen e.V.

Die Alltäglichkeit von Rassismus hat für einige Menschen die Konsequenz alltäglicher Rassismuserfahrungen, für andere das Privileg der Abwesenheit von solchen Erfahrungen.

Im Workshop widmen wir uns dem Erleben von Rassismus sowie dem Handeln von Rassismus-erfahrenen Schüler*innen im System Schule.

Schüler*innen of Color/migrantisierte Schüler*innen entwickelt vielfältige Formen des Umgangs mit Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen und setzen dabei unterschiedliche Ressourcen ein. Die Schule ist in Verantwortung, diese Ressourcen wahrzunehmen sowie Repräsentationen und Empowermentprozesse von Schüler*innen zu unterstützen.

Wie können Schulen zu Orten werden, an denen Rassismus-erfahrene Schüler*innen nicht nur ihre Handlungs- und Widerstandsstrategien zeigen müssen – um sich zu wehren oder zu schützen – , sondern an denen sie solche Strategien ohne verletzende Konfrontationen erlernen und in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden können? Dieser Frage wollen wir gemeinsam nachgehen.

Die Inhalte des Workshops gehen u.a. auf die Beiträge von Toan Quoc Nguyen, Linh Tran, Ely Almeida im Dossier: „Bildung – für alle? Kritische Impulse für eine inklusive Schule in der Migrationsgesellschaft“ zurück.


Die gesamte Konferenz wird durch das Graphic recording von Johanna Benz (graphicrecording.cool) begleitet. Die Zeichnungen werden im Konferenzraum ausgestellt.